Es kann viele Gründe geben, warum ein Unternehmen eine Initiative zur Verbesserung seiner Informationssicherheit ergreift. Es gibt jedoch einen spezifischen Grund, der sich immer wieder wiederholt: "Weil die Auditoren das sagen, müssen wir....".

Die Realität und die hieraus resultierende Logik war bislang oft wie folgt: Zur Durchsetzung der regulatorischen oder gesetzlichen Anforderungen gehören Sanktionen bei Nichteinhaltung. Diese galt es zu vermeiden. Dies führte zu einem Ankreuz-Listen-Ansatz für die Einhaltung der Vorschriften. Wenn dieser mit dem wie auch immer möglichen  absoluten Minimum an Kosten und Aufwand betrieben wurde, um eine Nicht-Compliance und damit die Geldstrafe zu vermeiden, war der "vorteilhafteste" Ansatz für das Unternehmen gefunden. Als eine durchdachte strategische Sichtweise von Governance und Compliance konnte und kann das nicht betrachtet werden.

Doch mit der Zeit verändern sich die Anforderungen, sie werden mehr und spezifischer. Jüngstes Beispiel aus dem Bereich der Versicherungswirtschaft: Mit dem im Juli 2018 final vorgelegten Dokument „Versicherungsaufsichtliche Anforderungen an die IT“ (VAIT) gibt die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) Versicherungsunternehmen konkretere Vorgaben für die Umsetzung ihrer Geschäftsprozesse mittels IT an die Hand.

Die Namensähnlichkeit zu den BAIT und damit den “Bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT“ ist mitnichten Zufall: Beide Dokumente stammen von der BaFin und weisen auch inhaltlich starke Parallelen auf. Damit stellen beide Dokumente Herausforderungen dar, denen in betroffenen Unternehmen angemessen, transparent und wohldokumentiert begegnet werden muss. Und da diese nur Verfeinerungen sind, sind diese per sofort gültig, weil die ursprünglich zu verfeinernden, zugrunde liegenden Regelungen ja auch schon gültig sind.

Doch nicht nur die externen Anforderungen verändern sich, auch in den Unternehmen ist verstanden, dass IT heute eine zentrale Komponente des Kerngeschäftes darstellt - oder IT ist  das Kerngeschäft. Backup, Contingency Management, Security, Audit und Governance werden damit auch zunehmend Anforderungen, die von einer wachsenden Anzahl interner Stakeholdern zur Wahrung und Verbesserung der Geschäftsgrundlage eingefordert werden.  IT Risiko Management führt dazu, dass aussagefähige Kennzahlen wie „Key Risk Indicators“ zu klaren Vorgaben an mögliche Ausfall- und Wiederanlaufzeiten,  aber auch zu Aussagen zu SoD, Privilege Management, Rechtevergabe und Access Governance führen

Klar ist darüber hinaus auch, dass Banken mit der um weniges früheren Publikation der BAIT einen gewissen zeitlichen Vorsprung in der Umsetzung wirksamer Maßnahmen haben können. Im Umkehrschluss kann es für Unternehmen der Versicherungsbranche in hohem Maße sinnvoll sein, direkt oder über konsolidierte Best Practices von den Erfahrungen der doch verwandten Branchen zu profitieren.

Proaktive Unternehmen, die nachweislich eine Vielzahl an Anforderungen (extern wie intern) durch Policies, Controls , Dokumentation und Reporting erfüllen müssen, werden die VAIT im Rahmen einer effizienten „Control once, comply to many“-Strategie abdecken wollen. Und mit den deutlich spezifischeren  (aber immer noch interpretationsfähigen) Vorgaben der VAIT werden einige Versicherungen konkreten Handlungsbedarf, sei es bei der Analyse eines verlässlichen Status Quo oder der Identifikation und Durchführung konkreter Umsetzungsprojekte.

Als Herausforderung formuliert:  Die VAIT stehen für jeden im Internet publiziert zur Verfügung stehen. Wirklich proaktive CISOs in Unternehmen jenseits der Finanzbranche werden sich diese als Ausgangsbasis und  als Herausforderung an die Qualität der eigenen,angemessene Security und Compliance annehmen. Jenseits konkreter regulatorischer Anforderungen, aber zur Absicherung des eigenen Unternehmens.