Cloud Services sind konzeptionell für viele Unternehmen schlichtweg uninteressant, selbst wenn sie technischen und finanziellen Mehrwert versprechen. Anreize können aber nur die Cloud Provider selbst schaffen.

Vor Kurzem haben die Unternehmensberatung Roland Berger und SAP eine Studie vorgestellt, in der sie die Wachstumschancen für die ITK-Branche durch das Cloud Computing beleuchten. Doch darüber hinaus stellen die beiden Unternehmen auch Forderungen. So sollte die öffentliche Hand selbst als Pionier beim Bezug von Cloud-Leistungen auftreten und der Mittelstand beim Einstieg in die Cloud gefördert werden.

Gerade diese beiden Punkte stehen aber für ein typisches Missverständnis beim Cloud Computing: Natürlich gibt es das Wertversprechen, dass man durch das Cloud Computing nun bisher nicht verfügbare IT-Dienste beziehen kann und dass man IT-Dienste günstiger oder mit einer höheren Service-Qualität erhält. Und das ist in vielen – aber keineswegs allen – Fällen auch richtig.

Cloud-Dienste können attraktiv für die Anwenderunternehmen sein. Sie sind es aber nicht, weil es nun einmal Cloud-Dienste sind. Die Attraktivität lässt sich nur im Vergleich zu anderen Optionen des Dienstbezugs ermitteln, also insbesondere der eigenen IT, den sogenannten on-premise-Lösungen. Die Cloud ist für Anwenderunternehmen nichts anderes, als ein alternatives Modell für die Bereitstellung von IT-Diensten. Und so wie es in der Produktion die make-or-buy-Entscheidung gibt, gibt es diese eben auch in der IT. Die Frage lautet also, ob IT-Dienste selbst produziert oder bezogen werden sollen.

Warum sollte nun aber die öffentliche Hand als Pionier beim Bezug von Cloud-Diensten auftreten? Der einzige Grund – gerade auch in Zeiten knapper Kassen – kann eine wirtschaftlich vernünftige Entscheidung sein. Das würde bedeuten, dass es bezogen auf spezifische Dienste sinnvoller ist, diese einzukaufen, als selbst zu produzieren.

Wenn make-or-buy-Entscheidungen also zu einem solchen Ergebnis führen, sollte die öffentliche Hand, wie jede andere Organisation, Dienste aus der Cloud beziehen. Und auch für den Mittelstand stellt sich diese Frage in vergleichbarer Weise. Wenn die „buy“-Entscheidung mehr Sinn macht als die „make“-Variante, dann sollte man IT-Dienste aus der Cloud beziehen.

Wann ergibt eine Investition wirklich Sinn?

Die Herausforderung ist damit eine ganz einfache: Wie kann man solche make-or-buy-Entscheidungen in der IT treffen? Es geht darum, diesen Schritt zu vereinfachen und zu standardisieren. Dazu muss man einerseits die Anforderungen kennen und andererseits wissen, was der Cloud-Service bietet.

Bei den Anforderungen geht es nicht nur um funktionale Aspekte, sondern um eine Reihe von nicht-funktionalen Anforderungen wie die Informationssicherheit oder die Fähigkeit, wieder weg von einem Cloud-Anbieter wechseln zu können und lock-in-Situationen zu vermeiden. Solche Entscheidungsraster für Unternehmen aufzubauen, ist möglich. Es gibt dafür einige Ansätze, beispielsweise von der CSA (Cloud Security Alliance), auch wenn die meisten für eine pragmatische und schnelle Vorgehensweise zu umfassend sind. Diese zu vereinfachen und nutzbar zu machen, ist aber eine lösbare Herausforderung.

Das Problem entsteht mehr auf der anderen Seite: Was bietet der Cloud-Anbieter wirklich? Die meisten Cloud-Anbieter agieren heute eher mit einer Desinformationspolitik, so dass es oft sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist, die erforderlichen Informationen für eine Entscheidungsfindung zu ermitteln. Das gilt auch zur Laufzeit, wo der Zugriff auf Audit-Daten und Events eher die Ausnahme denn die Regel ist.

Dabei hilft auch ein in der Studie vorgeschlagener „Europäischer Gold-Standard“ für Cloud-Anbieter wenig. Richtig gemacht könnte man dann vielleicht bei ein paar Punkten der Auswahlentscheidung ein Kästchen machen. Wichtiger wären aber mehr Offenheit und eine standardisierte Service-Beschreibung von Cloud-Diensten, so dass man schnell und einfach den Vergleich mit den eigenen Anforderungen durchführen kann.

Cloud-Anbieter werden dann mehr Erfolg haben, wenn sie den Kunden die Informationen liefern, die diese für schnelle und standardisierte make-or-buy-Entscheidungen brauchen und wenn das die Informationen sind, die zu den Anforderungen der Kunden passen – also die Vermeidung von lock-in-Szenarien, gute und kontrollierbare Lösungen für die Informationssicherheit und dergleichen mehr. Das bringt viel mehr als der Ruf nach öffentlicher Förderung des Cloud Computings und wäre auch ziemlich schnell umzusetzen.