Wie so oft bei neuen Themen in der IT gibt es auch für das „Cloud Computing“ viele Definition. Dabei wird oft nur auf den Bezug von Diensten über das Internet abgehoben. Tatsächlich geht es aber in erster Linie um die Reorganisation der IT, um Dienste auch (aber nicht nur) über das Internet nutzen zu können.

Gängige Definitionen wie die Beschreibung des Cloud Computings als „Bezug skalierbarer Dienste aus dem Internet“ sind bei näherer Betrachtung nicht ausreichend. Denn erstens muss nicht jeder Dienst (hoch) skalierbar sein. Bei sehr spezialisierten Diensten geht es oft mehr darum, diese überhaupt zu haben als sie in besonders skalierbarer Weise zu haben. Und wenn die Dienste in einem eigenen Rechenzentrum bereitgestellt werden, dann werden sie zwar unter Nutzung der gleichen Standards bezogen, die auch im Internet verwendet werden, aber eben nicht unbedingt über das Internet. Was bleibt sind die Dienste.

Das Idealbild einer Zukunft der IT im Kontext des Cloud Computings besteht aus unserer Sicht, den Analysten von Kuppinger Cole, darin, dass man flexibel darüber entscheiden kann, wo welche IT-Services ausgeführt respektive von wo sie bezogen werden. Das kann aus dem eigenen Rechenzentrum sein oder von einem wie auch immer gearteten externen Anbieter. Es geht nicht nur darum, Leistungen taktisch oder auch strategisch von externen Anbietern zu beziehen, sondern sowohl zwischen der internen und externen IT als auch zwischen verschiedenen externen Anbietern wählen und wechseln zu können.

Das setzt voraus, dass IT-Services in standardisierter Weise beschrieben sind. Zu den Parametern gehören auch Ausführungsbedingungen, die beispielsweise steuern, dass bestimmte Dienste eben nicht von jedem externen Anbieter bezogen werden können, wenn dem zum Beispiel rechtliche Rahmenbedingungen entgegen stehen.

Diese Definition ist gleichzeitig eine Messlatte für Cloud Services. Wenn ein Service heute in hohem Maße ein Lock-In bei einem Anbieter bedeutet, wie es beispielsweise bei vielen der neuen Anwendungsplattformen in der Cloud der Fall ist, dann ist eine Grundvoraussetzung – der flexible Wechsel – nicht erfüllt.

Wenn man sich nun mit der Entwicklung einer Cloud-Strategie beschäftigt, muss das Hauptaugenmerk darauf liegen, die IT „cloud-ready“ zu machen, also zu einer „Cloud-IT“ zu kommen, bei der IT-Services auf allen Ebenen strukturiert und standardisiert definiert sind. Es geht nicht in erster Linie um die taktische Nutzung einzelner Services, sondern um einen strategischen Umbau der IT mit einer starken Service-Orientierung. Das schafft auch die Voraussetzung, um anschließend schnell und gesichert über die Nutzung einzelner Cloud Services zu entscheiden, weil man damit die Ausführungsbedingungen für jeden Service kennt und mit den Leistungen von Cloud-Providern abgleichen kann.

Statt sich also mit einzelnen Services zu beschäftigen, muss man die IT umbauen und optimieren. Darin liegt auch der größte Wert, den die Cloud liefern kann. Natürlich kann man mit einzelnen Cloud Services Vorteile bei Kosten, Skalierbarkeit oder Funktionalität erhalten. Mit der Cloud-IT schafft man aber ein sehr viel höheres Maß an Planbarkeit, Kontrollierbarkeit und Steuerbarkeit der IT – und stellt sicher, dass genau dort Cloud Services genutzt werden, wo sie auch wirklich einen Mehrwert bringen.