HP verkauft zunächst keine Identity Management-Produkte mehr. Bestehende Kunden sollen aber weiterhin unterstützt werden. Diese Nachricht, die seit einigen Tagen als Gerücht zu hören war, wurde inzwischen zumindest inoffiziell von HP bestätigt – uns gegenüber wie gegenüber etlichen anderen Marktteilnehmern.
Das ist zunächst überraschend. Immerhin ist HP eines der großen IT-Unternehmen. Und HP hatte schon seit Jahren ein Identity Management-Angebot. Andererseits ist es HP nie gelungen, wirklich erfolgreich in diesem Markt Fuß zu fassen, weder international noch im deutschsprachigen Raum.
Man kann nun über die Gründe rätseln. Immerhin zieht sich HP aus einem stark wachsenden Markt zurück, in dem viele andere Unternehmen derzeit sehr erfolgreich sind. HP hatte keine schlechten Produkte und zumindest auf der Technologieebene auch eine gute Mannschaft.
HP ist es aber beispielsweise nie wirklich gelungen, den Zusammenhang zwischen seiner Kernstrategie der BTO (Business Technology Optimization) und dem Identity Management zu verdeutlichen. Andererseits gibt es diesen. Wenn man das Thema der BTO konsequent weiterdenkt bis hin zu einem ERP for IT http://blogs.kuppingercole.de/kuppinger/?s=BTO, dann wird Identity Management unverzichtbar, weil die Nutzung von Services im Kontext von Identitäten gemessen werden muss. Auch für andere Herausforderungen wie die Unterstützung von SOAs spielt Identity Management bekanntermaßen eine wichtige Rolle.
Insofern ist die Entscheidung von HP wohl sehr kurzsichtig. Denn Identity Management ist ein strategischer Kernbaustein der IT, der in direktem Zusammenhang zu vielen Kerninitiativen von Business und IT steht.
HP ist aber in erster Linie ein Hardware- und Service-Anbieter und eben kein Software-Unternehmen. Das zeigt sich auch an dieser Entscheidung. Denn bei einer längerfristigen, strategischen Betrachtung hätte man anders handeln müssen. Man hätte zwar dann auch die Ausrichtung des Identity Managements anpassen müssen – hin zu „Managed Identity Services“ für das Outsourcing-Geschäft, hin zum „Enterprise Information Management“ als konsequenter Weiterentwicklung des BTO-Themas. Aber man hätte Erfolg haben können. Nur: Dazu hätte man das Thema in seiner strategischen Relevanz und seinem strategischen Potenzial verstehen müssen.