Cloud Computing ist ein wichtiges Thema für die IT. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass man sich damit beschäftigen muss, wie man mit externen Cloud-Diensten umgeht. Klar ist aber auch, dass das Cloud Computing in seiner strategischen Bedeutung überschätzt wird. Dieser Artikel nennt Gründe dafür.

Letztlich ist die (externe) Cloud nur ein anderes Modell für die Bereitstellung von IT-Diensten. Das wird deutlich, wenn man sich einfach einmal mit der Grundfrage der IT beschäftigt: Warum machen wir IT eigentlich? Die Antwort ist eigentlich recht simpel: Damit die Business-Bereiche des Unternehmens mit ihren Informationen besser umgehen können.

Informationsmanagement und die optimale Unterstützung von Geschäftsprozessen sind der Grund für IT. Es geht, anders gesagt, um das I (die Information) und nicht das T (die Technik oder Technologie) in IT. Um das zu machen, muss IT die „richtigen“ Dienste bereitstellen – die Business Services, die die verschiedenen Unternehmensbereiche für die Erfüllung ihrer Aufgaben benötigt.

Diese Business Services müssen in sicherer Weise geliefert werden. Und sie müssen verwaltet werden. Informationssicherheit und IT Service-Management sind damit die beiden großen Kernthemen, die es zu erfüllen gilt, um diese Dienste zu liefern.

Erst dann kommt die Cloud ins Spiel: Bei der Frage, von wo Dienste am besten bezogen werden. Externe Cloud-Dienste gewinnen für die Produktion und den Bezug von IT-Diensten immer mehr an Bedeutung. Sie sind aber eben nur eine – aber keineswegs grundsätzlich bessere – Option, IT-Dienste zu beziehen.

Das relativiert auch die strategische Bedeutung des Cloud Computings. Strategisch gesehen ist es für die IT wichtig, Service-Management und Informationssicherheit so umzusetzen, dass man in flexibler Weise vom am besten geeigneten Anbieter IT-Dienste beziehen kann, um die Anforderungen des Geschäfts zu erfüllen.

Fokus auf das Service-Management

Die IT muss sich auf die Cloud als ein wichtiges Bereitstellungmodell für solche Dienste einstellen. Entscheidend ist aber nicht die Frage, ob nun alles „Cloud“ sein muss oder nicht. Das ist schlicht ein Resultat der Entscheidung darüber, welche Lieferanten von IT-Diensten am besten geeignet sind.

Strategisch gesehen ist das Thema eines stringenten, durchgängigen Business- und IT-Service-Managements viel wichtiger als das Cloud-Thema. Denn ein funktionierendes Service-Management ist die Voraussetzung dafür, überhaupt schnell, gezielt und strukturiert darüber entscheiden zu können, welche Dienstlieferanten genutzt werden und die Dienste von verschiedenen Lieferanten verwalten zu können.

Wichtig ist auch, die eigene Produktion von IT-Diensten in einem Service-Paradigma zu betrachten. Letztlich muss die eigene IT Dienste in gleicher Form – mit definierten Dienstbeschreibungen, mit definierten Kosten – bereitstellen wie es bei externen Anbietern der Fall ist. Ob man dazu dann beispielsweise eine „private cloud“ nutzt, ist nur eine Frage der richtigen Gestaltung von eigenen IT-Produktionsumgebungen.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Cloud Computing ist wichtig und wird die IT prägen. Aber es gibt andere Themen, die strategisch deutlich wichtiger sind, um überhaupt den wirklichen Nutzen aus dem Cloud Computing als einem alternativen Bereitstellungsmodell für IT-Dienste ziehen zu können.

Wer seine Hausaufgaben in den Bereichen Service-Management (Business und IT) und Informationssicherheit nicht macht, wird beim Cloud Computing nicht erfolgreich sein. Denn in diesem Fall träfe man allenfalls taktische, aber eben keine gesamtheitlichen strategischen Entscheidungen.